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Lehrer behind the scenes

Wo eine Schule ist, da sind auch Lehrer. Wir haben uns schon immer gefragt, wie diese Lehrpersonen eigentlich unsere Ausbildung betrachten und wie sie den Alltag mit uns Berufslernenden wahrnehmen. Deshalb haben wir uns 10 Fragen überlegt, die wir verschiedenen Lehrpersonen gestellt haben, um den Schülern einen besseren Einblick in die Arbeit der Lehrer zu ermöglichen. Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten, dass Sie sich die Zeit genommen haben, unsere Fragen zu beantworten! 

Was würden Sie einem neuen Schüler am zB. ans Herz legen?

 

Beni Pauli
Man sollte am Anfang nicht einfach mal ausprobieren, ob es auch reicht, wenn man nichts macht. Gib dir von Anfang an Mühe und dann kannst du dich immer noch später selbst einschätzen und dich entscheiden, wie du genau vorgehen willst. Besonders in der BM ist das auch sehr wichtig.

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Andreas Pribnow
Vor allem der Beginn der Lehre mit BM ist allenfalls schwer. Neue Lebenssituation, weniger Freizeit, anspruchsvolle Schule mit neuen Fächern und viel Neues im Lehrbetrieb. Man soll sich Zeit geben und nehmen sich in die neue Situation zu finden und vor allem - nicht schüchtern sein zu fragen, und zwar an beiden Lehrorten. Eigentlich wollen alle helfen, dass der erfolgreiche Abschluss klappt. Wenn man sich etwas Gutes tun will, dann unbedingt beginnen eine Tageszeitung zu lesen, und zwar länger als 20 Minuten und nicht den Sport-, sondern den Teil Wirtschaft und Politik. Da kommt man vieles mit, was man in anderen Fächern brauchen kann.

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Alexander Zurkinden

Einem neuen zB. Schüler würde ich ans Herz legen von Anfang an immer gut dabei zu sein, die Schulzeit so gut wie möglich zu geniessen und sich auf viel Neues einzulassen!

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David Fatzer

Er oder Sie soll offen, neugierig und kommunikativ sein.

Was ist Ihrer Meinung nach das anspruchsvollste Fach in der
kaufmännischen Ausbildung?

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Beni Pauli
Ich würde sagen Wirtschaft. In diesen ganzen Lektionen kommt natürlich einiges an Stoff zusammen und ist anspruchsvoll. Was ich an der kaufmännischen Ausbildung auch sehr anspruchsvoll finde, sind die ganzen Sachen, die nebenbei noch dazu kommen, wie zum Beispiel ALS und PE im Lehrbetrieb, diverse Projekte an der Schule, Abschlussarbeit etc. Ich glaube das anspruchsvollste ist es, all diese Dinge parallel zu erledigen.

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Andreas Pribnow
Das liegt sicher an der Begabung der einzelnen Lernenden. Vor allem in der BM tummeln sich viele, die sehr gut in den Sprachen sind, aber in Mathe oder FRW ihre Schwächen haben. Was die Komplexität von Themen angeht, sind sicher W&R sowie T&U ganz weit oben anzusiedeln.

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Alexander Zurkinden
Haha... WR und FZ natürlich! Die wichtigsten Fächer in der kaufmännischen Ausbildung :-)

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David Fatzer

Ich glaube es sind alle anspruchsvoll, muss ich natürlich sagen, falls meine Kollegen das mitlesen :). Ich stelle einfach fest, dass sich Schüler bei Fächern wie z.B. Deutsch denken: "Ja easy, Deutsch habe ich schon seit Jahren. Ich kann alles denn ich hatte alles schon in der Bezirksschule". Es ist aber wie ein Super Mario spiel - es hat eine neue Welt angefangen, ein neues Level. Jetzt wird es schwieriger, man muss viel mehr Dinge schneller können. Viele unterschätzen demnach das gesteigerte Anforderungsniveau. Ich denke es ist eher das, was die Fächer schwierig macht und nicht etwa ein spezifisches Fach das besonders schwierig ist. Ich bin schon davon überzeugt, dass Deutsch und Geschichte schwierige Fächer sind.

Was ist die wichtigste Eigenschaft, die ein KV-Lernender mitbringen sollte?

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Beni Pauli
Es hilft bestimmt, wenn ein Interesse und Spass an Wirtschaft vorhanden ist und man ein wenig mitüberlegt, was aktuell in der Welt passiert. Es gibt aber auch Leute, die das KV ohne dieses Interesse absolvieren und das geht irgendwie auch. Aber es ist auf jeden Fall einfacher, wenn das Interesse da ist. Das ist schlussendlich bei jeder Ausbildung so.

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Andreas Pribnow
Ausdauer und den Willen, nicht wie ein Roboter zu arbeiten, sondern den Kopf bei der Sache zu haben. Wer nur mechanisch seine Arbeit tun will, aber eigentlich für die Freizeit lebt, wird in der digitalen Welt nicht gebraucht, weil für Mechanisches die Computer und Roboter deutlich besser sind.

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Alexander Zurkinden
Neugier, Motivation, Sprachverständnis (für das Gesetz) und vielleicht das Wichtigste: Er/Sie sollte sich für den Beruf interessieren

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David Fatzer

Am schönsten ist es wenn man einen Berufslernenden vor sich hat, der mitdenkt und versucht sich selbst ein Bild von der Welt aufzubauen. Wenn man das spürt, ist es für einen Lehrer schon attraktiv. Wissbegierigkeit ist das Stichwort.

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Was ist Ihre schönste Erinnerung oder Erfahrung als
Lehrperson an dieser Schule?

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Beni Pauli
Das sind die Situationen, in denen Schüler Probleme hatten und ich ihnen weiterhelfen konnte. Das war zum Beispiel, wenn ein Schüler im Lehrbetrieb Probleme hatte, ich ihm aufzeigen konnte, dass es nicht an ihm liegt und ihm klarmachen konnte, dass sich da etwas ändern muss. Und dann natürlich auch mitzuhelfen, innert nützlicher Frist eine neue Lehrstelle zu organisieren. Ich finde es schön, wenn anscheinend das Vertrauen da ist, dass die Lernenden mit ihren Problemen zu mir kommen und ich ihnen dann weiterhelfen kann. Das ist wirklich cool.

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Andreas Pribnow
Es ist schwierig, eine bestimmte Situation herauszupicken (bei den vielen Jahren - und vielleicht habe ich etwas aus früheren Jahren schon wieder vergessen, wer weiss?). Aber immer ein Höhepunkt ist die Diplomfeier, wenn solche Lernenden das Diplom überreicht bekommen, die schwer dafür kämpfen und krampfen mussten oder viele Hindernisse zu überwinden hatten, sei es in gesundheitlicher, privater oder sonst einer Art.

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Alexander Zurkinden
Ja da gibt es viele. Ich freue mich immer wieder über die Begeisterung einiger Schüler, über die glücklichen Gesichter beim Abschluss, über spannenden Austausch mit den BL während und nach der Lehre. Spannend ist aber auch (an unserem Beruf), dass kein Tag wie der andere ist.

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David Fatzer

Meistens sind es die Sommerferien. Man hat eine Klasse ein Jahr lang unterrichtet, dann kommt man im August zurück und seht die Schüler wieder und denkt sich dabei: Ah die kenn ich, die hat sich gemacht. Irgendetwas ist passiert mit ihnen". Den Sprung vom zweiten ins dritte Lehrjahr ist gross. Die meisten Schüler sind dann anders da, anders  bereit, und denken plötzlich anders. Sie sind weniger Kind, mehr erwachsen. Und dieser wiederkehrende Effekt ist ein Erlebnis, das ich mega cool finde. Das ist etwas was meinen Beruf schön macht. Wenn sie diese Entwicklungsschritte machen, denke ich mir: "Wow, das werden coole junge Erwachsene".

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Was motiviert Sie bei Ihrer Arbeit mit den Schülern am meisten?

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Beni Pauli
Mit Abstand am Meisten ist das sicher der Fakt, dass auf der Gegenseite 20 Leute sitzen. Entweder du versuchst, etwas zu liefern, was diesen Leuten etwas bringt oder du versaust ihre Zeit, das ist dann nicht so lustig. Ich möchte nicht, dass diese 20 Leute enttäuscht aus dem Schulzimmer gehen und unzählige Dinge finden, die ich hätte anders machen können.

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Andreas Pribnow
Die Erinnerung, dass meine Teenager-Jahre zwar recht unbeschwert waren, aber auch nicht einfach in verschiedener Hinsicht. Aber ich habe damals Leute, u.a. auch Lehrpersonen gehabt, die mich gestützt haben, zu denen ich aufschauen und die ich als Vorbild nehmen konnte. Wenn ich eine ähnliche unterstützende Rolle für den einen oder die andere spielen konnte und kann, dann macht das enorm viel Freude. Ich finde, gerade die Jugendlichen in der kaufm. Ausbildung mit BM haben einen steinigen Weg gewählt und sind grösstmehrheitlich wirklich gute junge Menschen, mit denen ich gerne zusammenarbeite. Auch wenn das manchmal beinhaltet, dass man ihnen auf die Füsse treten muss.

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Alexander Zurkinden
Der persönliche Umgang mit den Lernenden und wenn ich merke, dass die Lernenden etwas aus dem Unterricht für ihr Leben mitnehmen können und sich interessieren (und das ev. auch irgendwann mal zurückspiegeln)

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David Fatzer

Auf der einen Seite sicher mal das mit der Entwicklung der Lernenden, zu sehen wie sie Lernfortschritte machen. Ich bin jemand, der zwischenmenschliche Beziehungen mag. Es ist quasi der Kontakt mir Ihnen. Jetzt im Lockdown Zuhause zu sein, von Zuhause aus Schule zu geben, die Hälfte der Klasse im Video nicht zu sehen, das ist schon eine Strafe für mich. Ich fühle mich so weit weg.

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Haben Sie das Gefühl, dass sich die Anforderungen an die
KV-Schüler über die letzten Jahre geändert haben?

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Beni Pauli
Ich habe gerade mit der neuen Reform angefangen zu arbeiten. Vorhin hatte das KV nur eine schulische Ausbildung. Man machte eine schulische Prüfung und das wars. Der Betrieb war überhaupt nicht in die Ausbildung involviert mit ALS/PE etc., man ging einfach zur Arbeit und fertig. Das ist nun sicher eine zusätzliche Belastung. Was ebenfalls neu dazu gekommen ist, sind die ganzen IDAF-Arbeiten, Abschlussarbeit etc. Das gab es vorher alles nicht. Dadurch ist die Belastung sicher nochmals etwas höher. Inhaltlich wird es dafür aber eher einfacher, da man mehr auf eine breite statt tiefe Bildung setzt. Wenn später irgendwo spezialisiertes, tiefes Wissen benötigt wird, macht man eine Zusatzausbildung oder man kümmert sich selber darum. Deshalb hat die Tiefe etwas abgenommen, was ich aber auch gut finde. Alles andere, was neu dazu gekommen ist, muss ja auch irgendwo kompensiert werden. Man kann nicht einfach ständig neue Sachen reinbringen und trotzdem das Gleiche verlangen.

Früher konnte man ausserdem auch ein Zusatzfach selber wählen, was ich wirklich toll fand. So konnte man selbst auswählen, was einen interessiert und daraus eine Note erzielen. Dies wurde aber durch Technik & Umwelt ersetzt. Dieses Fach finde ich an sich hammergut, das braucht es unbedingt. Aber ich finde es tragisch, dass es nicht auf Motivation basiert, sondern dass mit Noten Druck gemacht wird. Man sollte die Leute abholen können, um sie für die Problematik zu sensibilisieren und keine Panikattacken auslösen. Sobald die Schüler etwas von Chemie etc. hören, denken sie meistens schon, dass sie damit nichts am Hut haben. Das sollte man abbauen. Es nervt mich ziemlich, wie das umgesetzt ist, aber das ist nun mal so. Ich bin natürlich auch jemand, der diesen Bereich liebt und finde es bescheuert, wenn es so als brutales Fach angeschaut wird. Dort nimmt mich auch der Vergleich mit anderen Schulen wunder, wie es dort durchgeführt wird.

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Andreas Pribnow
Sie haben sich sicher geändert. Auf der einen Seite ist in der Vergangenheit vieles dazugekommen, vor allem was die Informatik angeht. Früher gab es noch das Fach "Maschinenschreiben", während heute erwartet wird, dass alle auf der Tastatur und mit dem Computer so umgehen können, dass die Maschine als Arbeitswerkzeug dient. Für die zusätzlichen Inhalte wurden aber in anderen Fächern auch Sachen gestrichen, so dass in einzelnen Fächern die Anforderungen heute nicht mehr so gross sind wie früher. Ich bin überzeugt, dass die Summe der Anforderungen etwa immer noch gleich ist, aber heute ist mehr Breite als Tiefe gefragt.

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Alexander Zurkinden
Ja, die Anforderungen haben sich geändert. Früher wurde mehr Wert auf die einzelnen Fachgebiete gelegt. Die Schüler hatten in (meinen) Fächern mehr tiefere Inhalte (wir hatten auch mehr Lektionen zur Verfügung). Heute ist die Vernetzung viel wichtiger. Das Arbeitsumfeld hat sich aber auch geändert. Es wird viel mehr Flexibilität verlangt.

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David Fatzer

Die Anforderungen ändern sich natürlich immer. Grundsätzlich habe ich nicht das Gefühl, dass es wahnsinnig mehr oder schwieriger wird. Ich denke es wird immer anders. Ich finde, dass die neue Reform den Stress ins dritte Lehrjahr verschoben hat. Vorher ist der Stress noch ein wenig anders gewesen. Nun sind paar zentrale Punkte, die vorher wo anders gewesen sind, im dritten Lehrjahr. Man merkt im 5. Semester sind die Berufslernenden ziemlich am Boden. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass Schüler dümmer oder schlauer werden. 

Wenn Sie etwas am aktuellen Lehrplan für unsere Ausbildung
ändern könnten, was wäre es?

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Beni Pauli
Änderungen kommen sowieso jede Menge auf uns zu. Jetzt gerade aktuell wäre das Erste was ich ändern würde wirklich Technik & Umwelt, weil mich einfach nervt, wie das umgesetzt wird. Aber das hat vielleicht weniger mit dem Lehrplan als mit der Umsetzung unserer Schule zu tun. Ich würde diese Note anders zählen lassen, damit der Druck etwas weggenommen wird. Klar, würden die Schüler nicht mehr gross lernen, wenn die Note nicht zählt, was ich auch nachvollziehen kann. Dafür könnte man das Fach auf einer ganz anderen Ebene behandeln. Man könnte versuchen, die Leute abzuholen und sie zu begeistern oder wenigstens auf die Problematik aufmerksam machen und zum Nachdenken anregen. Es wäre wahrscheinlich mehr ein Diskussions- als ein Lernfach. Man sollte sich einfach mit der Problematik beschäftigen, ohne enorm viel inhaltliches Wissen aufzubauen. Ich bin mir nicht sicher, ob die aktuelle Umsetzung jetzt wirklich die Lösung ist, die man erreichen wollte. Aber ich bin mir eigentlich sehr sicher, dass man das nicht so wollte. Das Ziel war, dass man sich mit diesem Thema beschäftigt und nicht in Panik irgendwelche komischen Sachen lernt. Aber da bin ich manchmal vielleicht auch etwas komisch.

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Andreas Pribnow
Allenfalls würde ich die Schultage nicht so konzentrieren, aber das ja eigentlich nichts mit dem Lehrplan zu tun. Es wäre sicher gut, wenn man eine Art "Umgang mit Menschen" als Fach haben könnte. Damit haben viele Mühe, selbst mir als Lehrperson "anständig" zu begegnen fällt nicht allen leicht, und das nicht aus Trotz oder Antipathie, sondern aus Unsicherheit, wie man auf Menschen zugeht.

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Alexander Zurkinden
Gerade in der BM (wieder in meinen Fächern) wünschte ich mir manchmal mehr Zeit und Themen zu vertiefen, oder aktuelle Wirtschaftsthemen, die nicht im Lehrplan sind zu beleuchten.

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David Fatzer

Wieder mündliche Geschichtsprüfungen einführen ;). Ich mache gerne mündliche Prüfungen, weil es ein in Kontakt treten ist und auch die Schüler, die im Unterricht nie etwas sagen, kommen zu Wort. Da hört man Stimmen zum ersten Mal beim Abschluss, und man denkt sich "oh wow die Person kann ja sprechen". Die Ergebnisse waren auch nie schlechter als die Erfahrungsnoten.

Denken Sie manchmal an ehemalige Schüler zurück oder stehen
noch mit ihnen in Kontakt?

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Beni Pauli
Ich denke relativ häufig an ehemalige Schüler zurück, klar. Wirklich in Kontakt bleibe ich  aber sehr selten. Das sind vielleicht alle 2 – 3 Jahre ein Schüler, mit dem man tatsächlich noch länger in Kontakt bleibt. Aber das kommt vor.

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Andreas Pribnow
Ich habe mir einmal geschworen, Lernende Lernende sein zu lassen, wenn sie aus der Schule gekommen sind. Lernende sind am Anfang ihres Werdegangs und verändern sich ständig, aber wenn man ab und zu wieder jemanden trifft, der/die eine gute Karriere gemacht hat, dann ist das schön. Natürlich hat man auch seine Super-Klassen, an die man gerne zurückdenkt. Aber einzelne Lernende eher nicht, du Kontakt mit ehemaligen Lernenden pflege ich nicht. Ich lasse mich gerne anfragen für Referenzen usw., aber ich habe keine Freundschaften, die sich aus dem Lehrer/Schüler-Verhältnis heraus gebildet haben.

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Alexander Zurkinden
Ja, ich denke oft an Klassen bzw. Schüler zurück. Mit einigen stehe ich auch in gutem Kontakt und sehe sie regelmässig. Oft treffe ich auch EX-Lernende zufällig in Baden.

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David Fatzer

Manchmal begegnet man sich auf der Strasse. Dies ist immer ein sehr schwieriger Moment. Ich kenn die Person, ich weiss den Namen. Dann muss man ganz tief graben. Dann fällt einem ein: "Ah das ist der, der immer geplaudert hat, ah das ist die, die immer am Handy war". Vergangene Situationen kommen einem auch in den Sinn. Meine Karriere ist jetzt noch nicht so lang, dann ist es einfacher sich an Schüler zu erinnern.

Was alle Schüler schon einmal wissen wollten: was sind
eigentlich die Gesprächsthemen im Lehrerzimmer? Wird manchmal auch über Schüler diskutiert?

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Beni Pauli
Logisch, klar, natürlich. Das Häufigste was ich erlebe, was auch gut tut ist, dass man ins Lehrerzimmer kommen kannst und erzählst, was scheisse gelaufen ist, was überhaupt nicht geklappt hat und du dich fragst, ob diese Klasse eigentlich spinnt oder ob es an dir liegt. Da verlierst du 2-3 Worte darüber und dann ist meistens schon wieder gut und das nächste Thema kommt, was wahrscheinlich gar nichts mit der Schule zu tun hat.
Um ehrlich zu sein, finde ich diejenigen, die dauernd über die Schüler diskutieren möchten etwas mühsam. Natürlich gibt es das auch. Es gibt Leute, bei denen im Leben neben der Schule nicht so viel los ist, über das sie reden können. Man kann das Ganze ja auch als produktive Zeitnutzung sehen. Wenn gerade alle Kollegen versammelt sind und du alle etwas fragen musst, kannst du das gleich tun anstatt bloss Kaffee zu trinken und zu plaudern.

 

Andreas Pribnow
Es wird sehr häufig über die Lernenden gesprochen, aber nicht nur gemotzt. Wenn man ins Lehrerzimmer geht, hat man gerade mit Lernenden zu tun gehabt, ist entweder gefrustet oder hat ein tolles Erfolgserlebnis gehabt, das man mitteilen möchte. Ich nehme an, dass Lernende in ihren Pausen auch über das sprechen, was sie gerade vorher bewegt hat. Das ist bei Lehrpersonen nicht anders.

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Alexander Zurkinden
Haha.... Logisch! Sie können davon ausgehen, dass wir genauso über Sie reden wie Sie über uns!

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David Fatzer

Ja natürlich sind Sie Gesprächsthema im Lehrerzimmer. Dort wird über alles mögliche Diskutiert: Die eine Kollegin hat einen Hund gekauft, oder ein Kolleg hat mit seiner Mannschaft an einem Match gespielt, Jemand war auf einem Konzert oder Jemand braucht Hilfe beim Umzug. Alles ist Thema im Lehrerzimmer, Sie auch. Wenn ich zur Türe im Klassenzimmer hinausgehe, ist es quasi analog zum Lehrerzimmer. Es werden sowohl negative als auch positive Dinge erzählt. Es wird auch geblufft! Oder es wird auch gejammert. Sie reden ja auch so über Lehrer.

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Gibt es etwas, das Sie Ihren Schülern schon immer einmal

mitteilen wollten?

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Beni Pauli
Das habe ich wohl schon tausend Mal gesagt: Kein Stress, ihr werdet alle 25 und dann macht ihr es anders. Dann gibt es natürlich immer so gewisse Teenies, die denken «ach Pauli sei jetzt ruhig, ich will da jetzt unbedingt was ganz anderes machen». Dann ist das halt so, ist auch kein Problem. Am liebsten sage ich eigentlich, das ist ideal, denn bis in 5 Jahren wollt ihr das dann doch noch lernen, dann müsst ihr aber dafür bezahlen und ich verdiene nochmals, das ist super. Nein, aber die Aussage ist im Prinzip: es ist nicht immer einfach. Als Teenager oder auch sonst gibt es noch tausend andere Sachen im Leben neben der Schule. Manchmal muss man einfach versuchen, diese für zwei Minuten zur Seite zu schieben und seine Konzentration woanders reinzustecken. Wer das kann, hat natürlich einen Riesenvorteil, das ist klar. Und die, die das nicht können, die haben sowieso ein wenig ein Problem, wenn es um die schulische Seite des Lebens geht.

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Andras Pribnow
Ich finde meinen Job den absoluten Hammer. Er ist furchtbar anstrengend, aber auch dankbar, denn die meisten Lernenden erkennen irgendwann, dass die Schule sie geprägt hat oder sie mindestens in die richtige Richtung geschubst hat und ihnen auf ihrem Weg auch Gutes getan hat. Und was alle wissen sollten: Keine Lehrperson (zumindest am zB.) beurteilt die Jugendlichen aufgrund ihrer Noten, sondern wir wissen, dass wir Menschen mit Stärken, Schwächen, Launen, Flausen, Krisen, Talent und auch Unsicherheiten vor uns haben. Oft scheinen sich die Lernenden selber auf ihre Noten zu reduzieren.

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Alexander Zurkinden
Ja, da gibt es vieles .... Haben Sie das nicht gemerkt? :-)

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David Fatzer

Schön Sie zu sehen! Wie gesagt, das coolste ist es, positive Entwicklungen mitzuerleben. Vielleicht reden wir Lehrer selten darüber. Ich probiere manchmal den Schülern zu sagen, wenn sie sich positiv entwickelt haben. Das ist etwas was man öfters tun sollte. Zu oft ist man auf Noten fixiert, das ist schade.

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